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Das Ekhof-Festival im Hoftheater von Schloss Friedenstein in Gotha 

 

www.ekhof-festival.de/ 

Das im Schloss Friedenstein befindliche ehemalige Gothaer Hoftheater des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg stammt noch aus dem 17. Jhdt, wurde 1775 als Kulissentheater mit Schnellverwandlung modernisiert und ist das einzige bis heute erhaltene Theater dieser Art in Thüringen. Es wurde zu DDR-Zeiten wieder hergerichtet und dient nun jeden Sommer als Spielort des Ekhof-Festivals, das nach dem berühmten, in Gotha tätigen Schauspieler Conrad Ekhof (1720 - 1778) benannt ist. Das Ekhof-Theater gehört mit 13 weiteren historischen Theatern zur Deutschlandroute der "Europastraße Historische Theater" (Historische_Theater) und ist mit nur gut 150 Plätzen eines der kleinsten noch bespielten historischen Theater in Deutschland.

Neben Konzerten und einem Schauspiel kommt jedes Jahr auch eine Oper zur Aufführung. Veranstalter ist die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

 

 

 

In der Zauberwelt des Barock

 

Giovanni Alberto Ristori (1692 in Bologna – 1753 in Dresden)

LE FATE (Die Feen)

Gotha, Ekhof-Theater; Aufführung am 09.08.2014, Premiere am 08.08.2014

Italienisch-deutsche Kulturarbeit; gelungene Wiederbelebung des 18. Jahrhunderts

Giovanni Alberto Ristori ist nicht nur ein Zeitgenosse von G.F. Händel, sondern auch er hat mit Le Fate auch einen Stoff aus Ariosts rasendem Roland vertont, den mit viel stofflicher Ähnlichkeit auch der große Anglo-Sachse als Alcina herausgebracht hat. Händel („il caro Sassone“) war aber schon aus Sachsen nach (zunächst) Italien verschwunden, als Ristori  im Gefolge seines Vaters Tomaso an den sächsischen Hof kam. Mit Unterbrechungen diente er dort in verschiedenen Funktionen, wurde Wahlsachse und beendete seine Karriere als Vizekapellmeister unter Johann Adolph Hasse, der auch Wanderer zwischen den musikalischen Welten Italiens („il divino Sassone“) und des Nordens war. Ein weiterer Wahldresdner, nämlich Stefano Benedetto Pallavicini, hat das Libretto für Le Fate verfasst. Ristoris Oper ist nach der Uraufführung zu Ehren der Krönungsfeiern von August II als König von Polen 1736 bald vergessen worden; der Autograph schlummerte unter vielen anderen Dokumenten in der sächsischen Staatsbibliothek, kam 1945 in die UdSSR, wurde restituiert und nun schließlich für das Ekhof-Festival zur ersten Aufführung in neuer Zeit in einer Eigenproduktion der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha wieder ausgegraben.

 

Arianna Donadelli (Bradamante); Nicholas Spanos (Ruggiero); Carla Nahadi Babelegoto (Melissa); Ensemble Alraune

 

Die meisten der in Le Fate auftretenden Personen sind von häufiger gespielten Werken schon bekannt (Ariosts Orlando furioso diente als schier unerschöpfliche Stoffquelle für Barockopern), weshalb man sich die Handlung aus dem Programmheft schnell einprägen kann, was auch wichtig ist, da in italienischer Sprache ohne Übertitel gespielt wird. Bradamante, Ruggieros Verlobte (unerkannt in Männerkleidern), kommt auf Alcinas Zauberinsel und will dieser Zauberin (Fee) ihren Verlobten wieder entreißen. Dabei ist ihr die zweite Fee Melissa behilflich, der es immerhin gelingt, den bereits in einen Baum verwandelten Astolfo  (Bradamantes Vetter) wieder zu menschlicher Gestalt zurück zu holen. Alcina stützt sich bei ihrem Treiben auf „ihren“ Zwerg Doro, der Bösewicht und Faktotum der Oper zugleich ist. Bradamante heuchelt Alcina Liebe vor, woraufhin sie sich tatsächlich Ruggieros durch Verwandlung entledigen will. In einer fingierten Eifersuchtssituation wäre es fast noch zu einem tödlichen Duell zwischen Bradamante und Ruggiero gekommen, ehe sich alle erkennen und sich zu einem finalen Jubelchor zusammenschließen. 

Federführend für das gesamte Projekt in Gotha ist das Ensemble „Alraune“, das sich – 2010 gegründet – nicht nur mit der musikalischen Realisierung befasst, sondern das Projekt interdisziplinär mit Tänzern, Choreographie, Regie und Licht-Design eingebunden hat. Es arbeitet mit Künstlern aus Mittel- und Südeuropa und ist in der Saison 2014 „Ensemble in Residenz“ des Ekhof-Festivals und seiner Barocktage. Erster Höhepunkt und diesjähriger Mittelpunkt des deutsch-italienischen Ristori-Projekts, an welchem das Ensemble maßgeblich beteiligt ist, ist die Aufführung von Le Fate im Ekhof-Theater, wobei das Ensemble von der Bearbeitung der Partitur bis zur Inszenierung die Fäden in der Hand hält.

Carla Nahadi Babelegoto (Melissa); Arianna Donadelli (Bradamante)

Die Regisseurin und Choreographin Anne Jud hat zu der einfachen, an der Oberfläche bleibenden Handlung in dem historischen Theater eine ganz bezaubernde Inszenierung geschaffen, die in Stil und Absicht sicher dem nahekommt, was vor fast 300 Jahren eine höfische Gesellschaft an Unterhaltung von einem Opernabend erwartet hat. Le Fate hat nicht die Tiefe, die moderne Regiearbeiten, soweit sie nicht dem Barockklamauk verfallen sind, in Händels Alcina offenlegen; es handelt sich vielmehr um ein Werk mit buffonesken Einlagen und viel (auch musikalischer) Ironie. In der Mechanik des Theaters sind in gemalten Kulissen, Soffitten und Prospekten drei Bühnenbilder „voreingestellt“, die jeweils auf ein Klingelzeichen innert weniger Sekunden gewechselt werden können und für die Abbildung des Geschehens voll ausreichen: eine Felsenlandschaft vor dem glatten blauen Mittelmeer, eine Gartenlandschaft und eine Halle mit einer als trompe l’oeil gemalten runden Säulenhalle als Abschluss. Zwischen den Kulissen werden Stoffbahnen quer über die Bühne gespannt und zu Wellenbewegungen geschüttelt, so dass z.B. in der ersten Szene das Meer bei der  Landung von Bradamante und Melissa auf Alcinas Insel richtig in Bewegung ist. 

 

Federica Carnevale (Alcina); doppelnde Tänzerinnen

 

Bühne und Kostüme der mit dem Ensemble „Alraune“ verbundenen Gruppe “Lamettanest“ aus Dresden stammen von den beiden Ausstatterinnen Heike Neubauer-Antoci und Evelyna Schubert, wobei mindestens eines der drei Bühnenbilder aus dem Fundus kommt. Geschmackvoll und fantasiereich stellen sich die Kostüme dar, die aus barocker Stilrichtung entwickelt sind. Zeitübergreifend als Vamp ist die Zauberin Alcina eingekleidet; unter einem vorne offenen barocken Riesenkrinolinenrock werden schwarze Strümpfe und Strapse sichtbar. Zu spärlicher Bewegung und Personenführung der Protagonisten empfindet die einstudierte Gestik die Manierismen der vorklassischen Bühne nach, wie es z.B. der französische Regisseur Benjamin Lazar in etlichen Barockopern wieder vorgeführt hat. Während bei letzterem aber „stilgerecht“ zu Kerzenlicht gearbeitet wird, hat bei Le Fate der Lichtregisseur Fabio Antoci das zusätzliche moderne Element Licht wirkungsvoll eingebracht, mit welchem er die einzelnen Kulissenhorizonte verschieden durchleuchtet. Zu Ristoris Tanzmusiken führen Jessica Rapelli, Monica Zanotti und Francesca Caselli gekonnte Tanzeinlagen auf, in welchen sie als Dryaden, Nymphen, Geister und Monster agieren. Darüber hinaus übernimmt bei vielen Arien eine Tänzerin eine begleitende Bewegungsnummer als eines der Tiere auf, in welche Alcina ihre „Verflossenen“ verwandelt hat. So wird der etwas starre Wechsel von Rezitativ und Arie szenisch einfallsreich aufgelockert. Besonderen Beifall verdiente sich die Darstellung einer großen Weinbergschnecke aus Alcinas Garten. Alles bestens gelungene Zutaten einer barocken Zauberoper.  

Im Vergleich zu der gekonnten Inszenierung konnte die musikalische Realisierung nicht in allen Facetten überzeugen. Ein Jahr nach Händels Alcina (1735) kamen Ristoris Le Fate heraus; die Musik könnte aber von unterschiedlicherer Wirkung kaum sein. Siebzehn italienische und deutsche Musiker hatte das Ensemble Alraune im Graben versammelt, davon vier für die Continuo-Gruppe (Cembalo, Bass de Violon, Fagott und Zupfinstrumente). Problematisch zeigte sich die Besetzung der ersten und zweiten Violinen sowie der Bratschen mit jeweils nur zwei Instrumenten, bei welcher schon kleinere Intonierungsdifferenzen beeinträchtigend wirken und die auch insgesamt im Konzert mit bis zu sechs Bläsern kein sattes Streicherfundament entsteht. So geriet der Orchesterklang und hier inbegriffen der Kampf der Hornisten in ihren melodietragenden Passagen gegen ihre Naturinstrumente streckenweise gewöhnungsbedürftig; leichter deren färbende Haltetöne.  

Giacomo Schiavo (Doro); Tänzerinnen

Ob und in wie weit die Oper gekürzt wurde, darüber enthält das Programmheft (wie üblich) keine Angabe. Aber mit etwas über zweieinhalb Stunden reine Spielzeit hatten Le Fate das Format einer Barockoper. Auffällig waren die relativ langen Rezitative, accompagnati und secchi, welche die da-capo-Arien trennten, deren A‘-Teil vielfach in prächtigen individuellen Ausschmückungen endeten. Entsprechend dem Zeitgeschmack sind einige Arien als Gleichungsarien angelegt.  Die meist sehr jungen Sänger waren überwiegend aus Italien engagiert. Als Zauberin Alcina war Federica Carnevale besetzt, die in den Rezitativen etwas ausladend klang, aber mit ihrem samtigen Mezzo schöne leuchtende Gesangslinien entwickelte. Melissa als zweite Fee war ebenfalls mit einer Mezzospranistin besetzt: Carla Nahadi Babelegoto sang sie mit warm grundierter Stimme, schöner Nuancierung und klaren Höhen. Die Sopranistin Arianna Donadelli sang die Bradamante nicht ohne Schärfen und Tremolo. Bei den Herren war es der griechische Counter Nicholas Spanos als Ruggiero, der sich den meisten Beifall erwarb. Er verfügt über eine weich und natürlich ansprechende Stimme mit gut zur Rolle passenden virilen Tiefen, die aber nie aus dem Register fielen, und entwickelte am oberen Ende seines großen Tonumfangs helle und klare Höhen; eine noch junge Stimme mit viel Potenzial. Sehr originell sein Lamento: „Tiranna tu ridi“. Astolfo, der als Baum verkleidet zu singen begann, als Bradamante ihren Namen bei ihm einritzen wollte, wurde von dem sehr jugendlichen Tenor Matteo Desole mit elegantem, gut verständlichem Tenor gegeben. Der Doro, Zwerg und Sklave Alcinas (nomen est omen) wurde von Giacomo Schiavo mit weichem, kräftigem und gut verständlichem Bariton gesungen Er, der seiner Herrin sehr zugetan ist, beschäftigt sich in seiner Buffo-Arie „Un certo lucido“ mit seiner Schönheit und seinen Gesangskünsten. Die Szene hätte den Couplets von Offenbachs Frantz in Hoffmanns Antonia-Akt Modell stehen können, wäre sie denn überhaupt bekannt gewesen. 

Die Oper Le Fate wird durch die Gothaer Ausgrabung wohl keine Renaissance auf den Bühnen hervorrufen, dazu ist sie trotz aller Originalität in ihrem ziemlich linearen Handlungsablauf und der (zumindest in Gotha recht trocken musizierten) Partitur nicht stark genug. Aber für die intime Umgebung des historischen Theaters war diese Auswahl in dieser einfühlsamen Inszenierung genau die richtige, und das Publikum aus nah und fern bedankte sich mit anhaltendem herzlichem Applaus. 

Manfred Langer, 11.08.2014                              Fotos: Lutz Ebhardt

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