DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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STADHALLE BRAUNSCHWEIG

(c) Pressestelle Stadthalle Braunschweig

 

 


Liederabend „Bella Italia“

Louis-Spohr-Saal im Staatstheater am 8. März 2020

Erfreulich

Louis-Spohr-Saal

An mittleren und kleineren Häusern kann man kaum noch Liederabende erleben; umso erfreulicher ist es, dass sich das Staatstheater darum bemüht, weiterhin eine kleine Reihe von Liederabenden im Louis-Spohr-Saal aufrechtzuerhalten. In der laufenden Spielzeit haben sie jeweils spezielle Themen zum Inhalt; diesmal war es Italien, das drei Sänger aus dem Ensemble gemeinsam mit dem Studienleiter des Hauses unter dem Titel „Bella Italia“ präsentierten. Wie sich aus der inhaltlich wertvollen, aber leider zu schnell gesprochenen Moderation der Musiktheaterdramaturgin Theresa Steinacker ergab, war beabsichtigt, vor allem unbekanntes Liedgut aus Italien vorzustellen – und das war rundum gelungen: Es begann mit zwei Liedern von Mozart („Ridente la calma“) und Beethoven („In questa tomba oscura“), um sich dann in einem größeren Liedblock italienischen Komponisten zuzuwenden (Bellini, Verdi, Resphigi, Zandonai und Tosti). Anschließend gab es ein schlichtes Lied von Michael Glinka, dem mit den Petrarca-Sonetten von Franz Liszt schwere Kost folgte. Den Abschluss des Liederabends mit wirklich abwechslungsreichem Programm bildeten Lieder von Rossini aus seiner Zeit in Paris, als er sich bereits vom Musiktheater zurückgezogen hatte. Mit dem etwas verhalten gesungenen Mozart-Lied begann der als erkältet angesagte Tenor Kwonsoo Jeon, bei dem man im Laufe des Abends nichts mehr von seiner Indisposition merkte. Er entwickelte mit technisch fundiertem Singen schönen tenoralen Glanz, wo es passte, wie z.B. im Loblied auf die „schönste aller Nymphen“ von Ottorino Respighi oder in der differenziert gestalteten „L’ultima canzone“ von Francesco Paolo Tosti, bei der sich der koreanische Tenor hörbar wohlfühlte. Mit dem düsteren Beethoven-Lied begann der russische Bass Valentin Anikin, der sich anschließend an drei belkantistischen Liedern von Vincenzo Bellini versuchte. Dabei wurde wie später auch beim berührenden „Gotteslob“ von Michail Glinka deutlich, dass der junge Sänger seine große Stimme mit den röhrenden Tiefen den Dimensionen des doch eher kleinen Saals leider nicht anpassen konnte. Franz Liszt hat drei Sonette von Francesco Petrarca gleich dreimal vertont, zunächst für hohe Stimme und Klavier, dann in den berühmten „Années de Pèlerinages“ nur für Klavier und später für tiefe Stimme und Klavier. Beide Sänger interpretierten nun jeder mit ausgesprochen opernhafter Dramatik die ersten beiden der drei Sonette in ihrer Stimmlage – ein hochinteressanter Vergleich. Mit den großen Anforderungen, die der Liedgesang an Sänger stellt, kam Ekaterina Kudryavtseva mit ihrem allmählich ins jugendlich-dramatische Fach wechselnden Sopran am besten zurecht. Wie sie die Verdi-Romanze „Ad una stella“ und die drei gehaltvollen Lieder von Riccardo Zandonai mit geradezu perfekter Stimmführung (z.B. wunderbares „Mezza di voce“) intensiv ausdeutete, das hatte beachtlich hohes Niveau. Zum Schluss erklangen aus den von Rossini selbst so genannten „Péchés de viellesse“ („Alterssünden“) und den „Soirées musicales“ das Duett der beiden Sänger „I Marinari“ sowie das von der russischen Sängerin charmant dargebotene „La fioraja Florentina“ und der brillant mit blitzsauberen, perlenden Koloraturen von ihr servierte Rausschmeißer „La danza“. Am Klavier war Alexis Agrafiotis ein zuverlässiger, die pianistischen Finessen u.a. bei Liszt, im „Fischer“-Duett oder bei „La danza“ mühelos meisternder Begleiter. Für den starken Beifall des begeisterten Publikums bedankten die Künstler sich mit einem Duett von Sopran und Tenor, der „Serenade“, aus Rossinis „Soirées“.

 

Foto: © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 9. März 2020

 

 

 

Beethoven: Missa Solemnis

6. Sinfoniekonzert in der Stadthalle am 17. Februar 2020

 

Überwältigend

 

Im Rahmen der Abonnementskonzerte des Staatsorchesters Braunschweig in der Stadthalle gibt es in dieser und der nächsten Saison – und damit im Beethoven-Jubiläumsjahr – dessen Sinfonien und Konzerte, aber auch Beethovens persönliches Glaubensbekenntnis, die gewaltige „Missa Solemnis“. Das Spätwerk, das als sozusagen religiöses Pendant zur 9. Sinfonie mit dieser zugleich veröffentlicht wurde, sprengt mit seiner riesenhaften Besetzung und langen Dauer den liturgischen Rahmen. In jeder Beziehung stellt es besonders große Anforderungen an die ausführenden Musiker, besonders an die Chöre. Denn Beethoven verlangt den Chorstimmen nahezu die gleiche Flexibilität und Spannweite wie Instrumenten ab. So waren auf dem Podium rund 100 Sängerinnen und Sänger und dazu in etwa die gleiche Anzahl an Instrumentalisten versammelt. Braunschweigs GMD Srba Dinić hatte den Riesenapparat mit zuverlässigen Einsätzen und somit genauester Zeichengebung sowie mit forderndem Gestaltungsgestus stets souverän im Griff. Was die Lautstärke und die teilweise aberwitzigen Tempi angeht, peitschte er alle kompromisslos durch die vielschichtige Partitur. Dabei erwies sich das Staatsorchester in allen Instrumentengruppen und mit den vielen ausgezeichneten Bläser-Soli erneut als ein Klangkörper von hohem Niveau. Eine der wenigen Stellen, die in der Darstellung etwas befremdeten, waren das übertriebene Staccato am Schluss des „Credo“ bei „Et vitam venturi saeculi“. Im Übrigen entwickelten die Chöre mit den vielen zusätzlichen Laiensängerinnen und –sängern gewaltige Klangfülle, verfügten aber auch über zartere, weiche Pianotöne; hörbar gut vorbereitet kamen sie mit den genannten hohen Anforderungen gut zurecht (Chor und Extrachor des Staatstheaters: Georg Menskes; KonzertChor Braunschweig: Matthias Stanze).

Ein in Qualität und Ausdruckskraft ausgeglichenes Solistenquartett war Garant für gestaltungssicher entfalteten Schönklang. Mit seiner ebenmäßig geführten, stärker gewordenen Stimme, längere Zeit gern gehörtes Braunschweiger Ensemble-Mitglied, jetzt in Leipzig, verbreitete Matthias Stier wunderbaren tenoralen Glanz. Imponierend war die Intonationsreinheit, mit der die Braunschweiger Sängerin Ekaterina Kudryavtseva ihren die Melodiebögen intensiv auskostenden Sopran über den Chor- und Orchestermassen quasi schwebend führte, wenn auch die Höhen nicht mehr so abgerundet waren wie in früheren Jahren. Isabel Stüber Malagamba, am Theater Magdeburg engagiert, ließ ihren hellen Mezzosopran vor allem im „Benedictus“ ruhig und sicher dahin strömen. Das sonore Fundament bildete Jisang Ryu, auch im Braunschweiger Opern-Ensemble, mit seinem in allen Lagen ausdrucksstarken Bass.

Von den übermäßig starken Klängen in den vielschichtigen Hauptsätzen der Messe, dem „Gloria“ und teilweise auch dem „Credo“, geradezu überwältigt  war man dankbar, dass im „Sanctus“ und vor allem in dem ergreifenden „Benedictus“ Ruhigeres angesagt war, in dem die Solisten und am Schluss auch die Chöre gemeinsam mit dem schönen Violinsolo vom 1. Konzertmeister Johannes Denhoff in nachdrücklicher Weise Gottes Güte beschworen.  

Nach dem von Beethoven offenbar so gewollten abrupten Ende des gewaltigen Werks hielt das Publikum eine Weile schweigend inne, bis jubelnder Applaus allen Mitwirkenden dankte.

 

Foto: © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 18. Februar 2020

 

 

Neujahrskonzert

in der Stadthalle am 2. 1. 2020

Beethoven satt

Diesmal gab es wegen des beginnenden Beethoven-Jahres eine von den bei Neujahrskonzerten üblichen Werken abweichende Programmfolge. Unter dem Motto „Durch Nacht zum Licht“ erklangen (fast) ausschließlich Werke von Ludwig van Beethoven. Dabei setzte Braunschweigs Generalmusikdirektor  Srba Dinić – wie von ihm gewohnt – auf äußerst kontrastreiches Musizieren. In der Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 waren es die gewählten Tempi, die für spannende Kontraste sorgten; im Finale der wie in der 5. Sinfonie ebenfalls den Weg durch Nacht zum Licht nachzeichnenden Ouvertüre führte das aberwitzig schnelle Zeitmaß die sonst zuverlässigen Violinen des Staatsorchesters fast an ihre Grenzen. Im folgenden 3. Klavierkonzert erlebte man Braunschweigs „artist in residence“ Olga Scheps, die im partnerschaftlichen Zusammenspiel mit dem Staatsorchester eine begeisternde, die verschiedenen Stimmungen des Konzerts intensiv ausdeutende Interpretation präsentierte. In besonderem Maße imponierte die spannungsreiche Dichte, die die Musiker im Largo trotz mancher Unruhe im Publikum durchhielten. Wie die russische Pianistin ihre hohe technische Perfektion und Virtuosität durchgehend dem Ausdruck unterordnete, das hatte herausragendes Niveau.

Überraschend gab es nach der Pause zunächst ein Werk des 1962 geborenen deutsch-serbischen Schlagzeugers und Komponisten Nebojsa Jovan Zivkovic. Mit teilweise ohrenbetäubenden Trommelwirbeln servierten die drei Musiker des Staatsorchesters Matthias Lang, Jörg Oesterle und Kai Fassbinder mit spektakulärer Schlagtechnik „Trio per Uno“. Warum dieses effektvolle, bravourös gespielte Stück in die Programmfolge eingebaut wurde, konnte auch  Orchesterdirektor Martin Weller mit diesmal etwas langatmigen Erläuterungen nicht in nachvollziehbarer Weise begründen. In der anschließenden 5. Sinfonie von Beethoven, die durch Beifall nach den einzelnen Sätzen einige Spannungsverluste erleiden musste, gab es wieder reichlich Kontraste, zu denen Srba Dinic die Musiker mit schwungvoller, stets präziser Zeichengebung animierte. Da erklangen die berühmten Schicksalsschläge des Anfangs ebenso wirkungsvoll wie das drängende Andante con moto, nach dem das wunderbar filigrane Scherzo direkt in das jubelnde C-Dur-Finale überleitete. Hier bestätigte das Staatsorchester seinen guten Ruf in Norddeutschland.

Wohl um dem Publikum nun doch noch ein bisschen „richtige“ Neujahrskonzert-Stimmung zu bieten, gab es als Zugabe Johann Strauß‘ „schöne blaue Donau“, die sehr schön differenzierend dargeboten wurde, allerdings zum Beethoven-Programm nicht so recht passen wollte. Anstelle des sonst üblichen „Radetzky-Marschs“ wurde zum endgültigen Abschluss Beethovens 1808 komponierter Militärmarsch Nr.1 gespielt, der später zu Ehren des preußischen Generals Ludwig Yorck von Wartenberg „Yorckscher Marsch“ genannt wurde. Hier durfte das begeisterte Publikum nun auch ordentlich mitklatschen.

 

Fotos: © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 3.1.2020    

 

 

Neujahrskonzert 2

in der Stadthalle am 2. 1. 2019

Berliner Operette

Diesmal stand das traditionelle Neujahrskonzert des Staatsorchesters Braunschweig in der Stadthalle unter dem Motto „Bis früh um Fünfe“, war also gänzlich der Berliner Operette gewidmet. Da durfte natürlich Paul Linckes „Berliner Luft“ nicht fehlen: Mit der Ouvertüre zur gleichnamigen Operette erfreute zum Auftakt Braunschweigs GMD Srba Dinić mit dem gut aufgelegten Staatsorchester das Publikum. Das stimmte später mit fröhlichen Sportpalast-Pfiffen in das berühmte Marsch-Lied mit ein, das als letzte Zugabe des Berliner Programms erklang. Dazwischen gab es Nachdenkliches und Schwärmerisches wie die kontrastreich musizierten Ouvertüren zu „Frau Luna“, zu „Das Land des Lächelns“ und zu Künnekes „Glückliche Reise“, aber auch Freches und Unbeschwertes aus der so genannten silbernen Operetten-Ära, die 1933 so abrupt endete. Im ersten Teil stellten sich die Gesangssolisten mit eher brav gestalteten Liedern vor: Aus Künnekes „Vetter aus Dingsda“ sang Katharina Göres mit schlankem, sauberem Sopran Strahlender Mond“, während das frühere Ensemble-Mitglied Michael Ha den „armen Wandergesell“ mit rundem Tenor gab. Der helle, flexible Bariton von Hinrich Horn passte gut zum Lied des Zahlkellners Leopold im „Weißen Rössl“ „Es muss was Wunderbares sein“.

Im zweiten Programm-Teil waren die Solisten wie ausgewechselt: Die Sopranistin servierte mit Pfiffigkeit und frechem Charme zwei Claire-Waldorff-Lieder von Walter Kollo „Die Männer sind alle Verbrecher“ und „Nach meene Beene is ja janz Berlin verrückt“. Tenoralen Glanz verbreitete Michael Ha im schwärmerischen „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Auch Paul Abraham durfte nicht fehlen; aus seinem „Ball im Savoy“ präsentierten die drei Solisten das vergnügliche „Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen“. Am Schluss des offiziellen Programms stand quasi als Abschied von der glanzvollen silbernen Operetten-Ära (so Orchesterdirektor Martin Weller in seiner wie immer launigen, aber auch informativen Moderation) „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ aus Paul Abrahams „Viktoria und ihr Husar“.

Das hellauf begeisterte Publikum verlangte lautstark Zugaben, die mit der schon erwähnten „Berliner Luft“, mit einem wunderschön gesungenen „Lieber Leierkastenmann“ von Willi Kollo mit der Klavierbegleitung des GMD und mit Walter Kollos „Solang‘ noch untern Linden“ erfolgten und so den insgesamt vergnüglichen und teilweise nachdenklichen Abend abschlossen.

 

Fotos: © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 3.1.2019    

 

 

Neujahrskonzert 1

in der Stadthalle am 2. 1. 2018

Südlich der Alpen

Das traditionelle Neujahrskonzert des Staatsorchesters Braunschweig (Bild oben) in der Stadthalle hatte diesmal „Italien“ zum programmatischen Thema; es stand unter dem Motto „Südlich der Alpen“, der Titel einer viersätzigen Orchestersuite des deutschen Komponisten Ernst Fischer (1900 – 1975), die das Konzert offiziell abschloss. In dem melodisch gefälligen Stück, das bis auf eine flotte Tarantella wenig Italienisches enthielt, erwiesen sich die Qualitäten aller Instrumentengruppen des Staatsorchesters, das vom neuen Generalmusikdirektor Srba Dinić mit Präzision und Elan geleitet wurde. Kompositorisch deutlich höheres Niveau als die gehobene Unterhaltungsmusik Fischers hatten dann doch das einleitende „Capriccio Italien“ des Italien-Fans Peter Tschaikowsky und die Ouvertüre zu Bellinis „Norma“, beides ansprechend und akzentreich musiziert. Etwas ungewöhnlich in der Programmgestaltung war der „italienische Wetterbericht“ (so Orchesterdirektor Martin Weller mit bewährter, launiger Moderation) in den „Vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi: Hier präsentierten die vier Konzertmeister des Orchesters je einen Satz aus den bekannten Violinkonzerten, von Streichern und Cembalo delikat begleitet.

 

Ansonsten gab es mehrere vokale Beiträge aus Werken italienischer Komponisten, vor allem von Giacomo Puccini: Die Sopranistin Ekaterina Kudryavtseva, Braunschweiger Publikumsliebling, sang mit jeweils durchgehend lupenreiner Intonation und sicheren Spitzentönen zunächst den „Musette-Walzer“ aus „La Bohème“, später Neddas „Vogel-Arie“ aus Leoncavallos „Pagliacci“ und – der begeistert gefeierte Glanzpunkt des Konzerts – die anrührend gestaltete Titelmelodie des Italowesterns „Spiel mir das Lied vom Tod“ von Ennio Morricone. Der in Braunschweig derzeit als Don Carlo zu erlebende Spanier Eduardo Aladrén sang mit tenoraler Strahlkraft „Donna non vidi mai“ aus Puccinis „Manon Lescaut“ – hier teilweise zu stark forcierend – , eine Arie aus „La Fanciulla del West“ – hier mit einigen zu sehr angeschliffenen Höhen – und das in solchen Konzerten wohl unvermeidliche „Nessun dorma“ aus „Turandot“. Gemeinsam sangen die beiden Solisten das unterhaltsame „Mia bella Fiorentina“ aus „Boccaccio“ von Franz von Suppé und – witzig, weil sonst nur Tenören zugeschrieben – „O Sole mio“ als erste Zugabe. Es folgten als weitere Zugaben nun doch noch im Italien-Programm bisher vermisste Stücke von Giuseppe Verdi, das berühmte „Brindisi“ aus „La Traviata“ und – als Überraschung mit dem Chor des Staatstheaters und dem Braunschweiger Konzertchor – der Gefangenenchor aus „Nabucco“. Das begeisterte Publikum in der ausverkauften Stadthalle entließ die Künstler erst nach Wiederholung des „Brindisi“, mit dem ein beschwingtes, teilweise auch berührendes Konzert zu Ende ging.

Fotos © Staatstheater Braunschweig

Gerhard Eckels 3.1.2018    

 

 

 

 

Mahler: 2. Sinfonie

1. Sinfoniekonzert in der Stadthalle am 18. September 2017

Fulminanter Einstand

Nach drei Jahren ist die GMD-lose Zeit in Braunschweig nun endlich beendet; nach dem – wie man hört – erfolgreichen Spielzeitbeginn mit Verdis „Don Carlo“ (Besprechung folgt später) eröffnete Srba Dinić jetzt die Abonnementskonzerte in der Stadthalle mit der 2. Symphonie von Gustav Mahler, ein fulminanter Einstand.

Der 48-jährige Dirigent fiel zunächst durch äußerst akribische, genaue Zeichengebung auf, was im Grunde Selbstverständliches bewirkte, dass nämlich der riesige Apparat mit den überaus stark besetzten Streicher- sowie Holz- und Blechbläser-Gruppen und mit umfangreichem Schlagwerk präzise zusammenblieb. Das gilt auch für das aus zehn Musikern bestehende „Fernorchester“, das aus dem Off erklang. Nun gab es natürlich nicht allein exaktes Herunterspielen der Partitur, sondern die so unterschiedlichen Stimmungen der Sinfonie wurden mit viel Temperament kontrastreich ausgebreitet; auch bei den teilweise nun wirklich geradezu gewaltigen Klangentwicklungen blieb die Durchhörbarkeit immer gewahrt. Dabei erwies sich das Staatsorchester in allen Instrumentengruppen und mit den vielen ausgezeichneten Soli wieder einmal als ein Klangkörper mit hohem Niveau, der sich wahrlich nicht hinter den Orchestern bekannteren Namens zu verstecken braucht. Der breit angelegte, fast opernhaft auftrumpfende 1.Satz, von Mahler zeitweilig auch „Totenfeier“ genannt, stand in starkem Kontrast zu dem folgenden Andante, dessen idyllischen Grundton Dinic ebenso gelungen herausstellte wie den Witz der aparten Instrumentierung. Im 3.Satz, der sinfonischen Ausformung der skurrilen „Des heiligen Antonius Fischpredigt“ aus den „Wunderhorn“-Liedern, gab es schön ausgespielte schwärmerische Klänge, aber auch „grauenhaften Spuk“, aus dem man „vielleicht mit einem Schrei des Ekels auffährt“ (Mahler). Sofort schloss sich „Urlicht“ an, das ruhige, hoffnungsvolle Sololied für Alt und Orchester, ebenfalls aus „Des Knaben Wunderhorn“. Jelena Kordić – wie die Sopranistin neu im Braunschweiger Ensemble – ließ hier ihren ausgeglichenen Mezzo ruhig dahin strömen. Im monumentalen Finale mit Texten von Klopstock und Mahler, die die Auferstehung allen Lebens beschwören, stieg der runde Sopran von Jelena Banković auf, der wunderbar in den Gesamtklang eingebettet war. Die Chöre waren gut ausgewogen und kraftvoll (Chor des Staatstheaters: Georg Menskes; KonzertChor Braunschweig: Matthias Stanze).

Mit begeistertem Applaus feierte das Publikum alle Mitwirkenden, besonders aber den neuen GMD.

Gerhard Eckels 19. September 2017

 

NEUJAHRSKONZERT "Pomp and Circumstance"

in der Stadthalle am 2. 1. 2017

Very british

Wie im Vorjahr gab es beim traditionellen Neujahrskonzert des Staatsorchesters Braunschweig in der Stadthalle ein vom üblichen Schema solcher Konzerte abweichendes Motto, mit „Pomp & Circumstance“ einen Gruß an die britische Insel. Außerdem stand immer noch nicht der Chef des Orchesters am Pult (der designierte GMD Srba Dinic kann sein Amt erst zum Beginn der Spielzeit 2017/18 antreten). So leitete erneut Gerd Schaller mit immer wieder antreibender, souveräner Zeichengebung das bestens disponierte Staatsorchester durch bekannte britische Stücke von Georg Friedrich Händel bis zu Edward Elgar mit dem titelgebenden Marsch.

Im ersten Programmteil hörte man ausschließlich Stücke des Barock wie Händels pompöse „Feuerwerksmusik“, eine kurze Sinfonie von William Boyce sowie Arien von Henry Purcell und wieder Händel. Merkwürdigerweise wurden letztere nicht von Ensemblemitgliedern, sondern von Nachwuchssängerinnen der Münchner Theaterakademie August Everding präsentiert. Die amerikanische Sopranistin Julia Moormann gestaltete eher zurückhaltend eine Arie aus Purcells „Fairy Queen“, kam dann aber bei den Koloraturen aus Händels „Samson“ mehr aus sich heraus. Erst im zweiten Programmteil überzeugte sie vollends mit einem Song aus Lionel Barts Musical „Oliver“. Der bereits volltimbrierte, sehr flexibel geführte Mezzo von Vero Miller gefiel in einer virtuosen Arie aus Händels „Amadigi di gaula“ und im weich dahin strömenden „Ombra mai fu“ aus „Xerxes“. Schön auf Linie sang sie ein Lied von Patrick Doyle aus dem Jane-Austen-Film „Sinn und Sinnlichkeit“.

Wieder führte Orchesterdirektor Martin Weller mit launiger Moderation durch den anregenden Abend, an dem nach der Pause jeweils süffiger Orchester-Sound die Halle überflutete. So gab es William Waltons etwas lärmenden „Krönungsmarsch“ zur Inthronisation von Queen Elizabeth II. oder die „English Folk Song Suite“ von Ralph Vaughan-Williams. Moderne, spätromantisch wirkende Filmmusik zu „Harry Potter und der Feuerkelch“ von Patrick Doyle leitete über zu Stücken, die aus der „Last Night of the Proms“ bekannt sind. Der Moderator verteilte dazu Auto-Hupen im Publikum und animierte es, sich an Henry Woods „Jack’s The Lad“ und Elgars Marsch „Pomp and Circumstance“ mit Hupen, Klatschen und wippenden Körperbewegungen zu beteiligen. Die Reaktion war eher dürftig – die britische Proms-Tradition gibt es hier eben nicht.     

Passende Zugaben wie Händels „Tochter Zion“, verbunden mit „Rule Britannia“, und – als gelungene Überraschung – das „Halleluja“ aus dem „Messias“ mit Mitgliedern aus Chor und Extrachor des Staatstheaters sowie aus weiteren Braunschweiger Chören beendeten das Neujahrskonzert, das vom begeisterten Publikum in der ausverkauften Halle ausgiebig beklatscht wurde.

Gerhard Eckels 3.1.2017    

 

 

Von Wagner bis Bernstein

Neujahrskonzert in der Stadthalle am 2. 1. 2016

The sound of the city

Das traditionelle Neujahrskonzert des Staatsorchesters in der Braunschweiger Stadthalle stand diesmal unter dem Motto „Sound of the City“, ein spannender, gelungener Versuch, vom üblichen Schema solcher Konzerte abzuweichen. Orchesterdirektor Martin Weller, der kenntnisreich durch den anregenden Abend führte, hatte in der Programmgestaltung einen weiten Bogen von Wagners „Meistersinger“-Ouvertüre über Berlioz‘ „Römischen Karneval“ und Mussorgskis „großes Tor von Kiew“ bis zu Bernsteins New-York-Huldigungen und Cole Porters „I love Paris“ geschlagen. Im Zentrum des abwechslungsreichen Programms stand das in allen Gruppen blendend aufgelegte Staatsorchester unter der animierenden Leitung von Gerd   Schaller. Die „Meistersinger“-Ouvertüre geriet trotz raumgreifender Bemühungen des routinierten Dirigenten noch etwas schwerfällig. Aber schon der „Römische Karneval“ und die dem „Tor von Kiew“ vorangehende rasante „Hütte der Baba Yaga“ gelangen mit hinreißendem Schwung, um dies nach der Pause bei Bernstein und seinen jazzigen Rhythmen der Ouvertüre zu „Wonderful Town“ und der Tanzszene „Time Square Ballet“ aus „On the Town“ noch erheblich zu steigern. Um auf die schwierige aktuelle Situation einzugehen (Martin Weller: „Städte sind Sehnsuchtsorte, wo es viele, auch Flüchtlinge hinzieht.“), wurde es in dem nicht ganz einfach aufzunehmenden polyrhythmischen Stück „Central Park in the Dark“ von Charles Ives nachdenklich.

In diesem Jahr nur schmückendes Beiwerk waren Liana Aleksanyan, früher in Braunschweig und Essen engagiert, und das Braunschweiger Ensemble-Mitglied Orhan Yildiz. Mit einschmeichelndem Bariton sang er Korngolds „Mein Sehnen, mein Wähnen“ aus „Die tote Stadt“ sowie mit in der Mischung nicht ganz geglückter elektronischer Verstärkung John Kanders „New York, New York“. Gemeinsam mit der Sopranistin gefiel er mit „I love Paris“ aus „Can-Can“. Diese präsentierte im ersten Teil mit zu stark besetztem Orchester koloratursicher „Una voce poco fa“ aus Rossinis „Barbier“.

Mit Berliner Zugaben („Berliner Luft“ und Walter Kollos „Solang noch Untern Linden“) und dem unvermeidlichen „Radetzky-Marsch“ ging das vom begeisterten Publikum in der ausverkauften Halle ausgiebig beklatschte Neujahrskonzert fröhlich zu Ende.

Gerhard Eckels 3.1.2016

 

 

 

Mahler 2. Sinfonie

2. Sinfoniekonzert in der Stadthalle am 19. 10. 2015

Gewaltige Klangentwicklungen

In Braunschweig ist man immer noch auf der Suche nach einem/r neuen Generalmusikdirektor(in); in der vorigen Spielzeit 2014/15 hatte der frühere Braunschweiger GMD und Ehrendirigent des Staatsorchesters Stefan Soltesz

die künstlerische Leitung der Sinfoniekonzerte übernommen. In dieser Saison leitet er einige der Abonnementskonzerte; dazu gehörte jetzt die Aufführung der 2. Symphonie von Gustav Mahler. Vor allem dem bedeutenden Dirigenten mit seinem immensen Gespür für Orchesterfarben ist ein bewegendes Konzerterlebnis zu verdanken. Mit gewohnt temperamentvollem und fein differenzierendem Dirigat animierte er das in allen Gruppen glänzende Staatsorchester zu prägnantem und zugleich höchst durchsichtigem Musizieren. Es begann mit dem breit angelegten, pompös auftrumpfenden 1.Satz, von Mahler zeitweilig auch „Totenfeier“ genannt. Dem folgte das fein ausmusizierte, idyllische Andante, in dem die filigranen Pizzicato-Phasen besonders gefielen. Der 3.Satz, die sinfonische Ausformung der skurrilen „Fischpredigt des heiligen Antonius“ aus den „Wunderhorn“-Liedern faszinierte durch schwärmerische Klänge, die im „Schrei des Ekels“ (Mahler) gipfelten. Ebenfalls aus „Des Knaben Wunderhorn“ ist „Urlicht“, das Solo-Lied für Alt und Orchester. Mit ihrem hellen, wunderbar ausgeglichenen und ruhig dahin strömenden Mezzo begeisterte Michaela Selinger. Im monumentalen Finale mit seinen gewaltigen Klangentwicklungen kamen mit herrlich aufblühendem, alles überstrahlendem Sopran Liana Aleksanyan und die hörbar sorgfältig vorbereiteten Chöre (Chor des Staatstheaters: Georg Menskes; Konzertchor: Matthias Stanze) hinzu. Die Begeisterung des Konzertpublikums fand am Sonntagmorgen erst spät ein Ende.

Gerhard Eckels 19.10.2015

Foto Philharmonie Essen

 

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