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kammeroper enoch arden plakat x


Premiere: 17. Mai 2022  

Von Adolf Hitlers Gnaden ein „Gottbegnadeter“ und dann den Rest seines Lebens in vielen Funktionen für die DDR tätig – kein Wunder, dass der Komponist Ottmar Gerster (1897 – 1969) in der westlichen Nachwelt nicht eben oft auftaucht. Roland Geyer, der sich bei dieser Premiere der Kammeroper noch einmal und letztmals von seinem Publikum verabschiedete, muss allerdings eine große Vorliebe für diesen Komponisten hegen, sonst hätte er wohl nicht riskiert, ihn zum Ende seiner Intendanten-Ära noch auf den Spielplan zu setzen.

Mehr noch – er selbst hat Gersters Erfolgsoper von 1936, „Enoch Arden“, dramaturgisch bearbeitet und zwar so, dass diese Geschichte (beruhend auf der berühmten, gleichnamigen Ballade von Alfred Tennyson) nun nicht in sechs „realen“ Bildern abläuft, sondern zu einer Art Traumspiel, zur Phantasie eines Verlorenen auf einer einsamen Insel geworden ist, dem die Figuren seiner Vergangenheit erscheinen und der sich in Ängsten und Visionen ergeht.

enoch arden am schiff~1

Dass dies so überzeugend ausfällt, liegt an der richtigen Wahl des Regisseurs, der in diesem Fall (Regie / Bühne / Video) mehr ist als ein solcher – wobei man gar nicht erwähnen müsste, dass David Haneke der Sohn eines sehr berühmten Vaters ist. Er hat sich selbst vor allem als Videokünstler einen Namen gemacht, und er taucht den ganzen (eineinhalbstündigen, pausenlosen) Abend in eine Videovision, die von der Souveränität des Handwerks zeugt, so sehr überlappen sich die Eindrücke und Stimmungen, so vielschichtig ist die Optik.

Enoch Arden selbst als Figur allerdings ist „gefangen“ – in der Mitte der Bühne, wo ein Stück Bootswrack zu sehen ist und, als Sinnbild für die Insel, ein Sandhaufen. Von dort aus erlebt er seine ehemalige Wirklichkeit mit Frau und Freund, seine zukünftige Vision mit seinem Sohn. Es gibt sehr viel Meer im Hintergrund, aber auch „Menschen“ (in diesem Fall wird der Arnold Schönberg Chor audiovisuell erstaunlich lebendig zugespielt), häusliche  Szenerien und abstrakte Gebilde. Man hat immer etwas zu schauen, was aber so eng mit der Handlung verbunden ist, dass man nicht Gefahr läuft, diese zu vergessen.

enoch arden er im boot~1

So stark die Kollegen auch sind, es ist Markus Butter – dauernd auf der Bühne präsent -, der den Abend trägt. Der  Steirer, den man in Graz besser kennt als in Wien, verfügt über einen rauen, aber machtvollen und durchaus klangschönen Bariton (den man gleich als Wagners Holländer hören möchte) und „verzweifelt“ sich großartig durch sein Schicksal.

Valentina Petraeva – glücklicherweise nicht eliminiert, obwohl sie Russin ist – scheint als reife Darstellerin und Sängerin mit großer (manchmal etwas schriller) Stimme dem „Jungen Ensemble“ schon entwachsen, ein Problem, das sich allerdings nicht stellt, weil es dieses in der nächsten Direktion ja nicht mehr geben wird. Das betrifft auch Andrew Morstein, der mit seinem Tenor nicht nur auf kleinen Bühnen reüssieren kann. Die Rolle von Enoch Ardens Sohn war dem Sängerknaben Samuel Wegleitner   anvertraut.

Und da ist noch Gersters Musik, der bei den Nazis und den DDR-Kulturbonzen nicht so erfolgreich gewesen wäre, hätte er wirklich gewagt, sich der „zersetzenden“ Sprache der musikalischen Moderne anzuschließen. Er tat es nicht, hat Wagner im Hintergrund, ist sogar mit spätromantischen Anklängen konventioneller als dieser, aber doch auch sehr kraftvoll und differenziert in seinem musikalischen Ausdruck. Matthias Wegele hat das Werk, das einst „groß“ gedacht war und in den dreißiger Jahren im ganzen deutschen Sprachraum gespielt wurde, für ein Kammerorchester arrangiert, und natürlich ist Walter Kobéra mit seiner breiten Erfahrung von Musik jeglicher Art der ideale Mann, das mit dem Wiener KammerOrchester wirkungsvoll zu realiseren.

Und da wahre Musikfreunde ja immer grenzenlos neugierig auf Neues sind, selbst wenn dieses mehr als achtzig Jahre alt ist, gab es verdienten heftigen Beifall für eine interessante Begegnung.

Renate Wagner, 19.5.22

 

Fotos © Herwig Prammer

 

 

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