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Brahms

DIE SCHÖNE MAGELONE

Burgsteinfurt Bagno – Konzertgalerie 7. November 2015

Romantische Ritter-Liebe

Opern hat Johannes Brahms bekanntlich nicht komponiert, wohl aber Liederzyklen auf dramatische Stoffe. Bekannt und häufig aufgeführt sind davon die „fünfzehn Romanzen aus Tiecks Magelone“ op. 33. Entnommen hat Brahms sie der Erzählung von Ludwig Tieck „Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence“ Im Stil der Frühromantik verherrlichen sie nostalgisch westliche Rittertugenden, auch gegenüber orientalischer Verführungskunst: Als Sieger in allen Turnieren trifft Graf Peter in Neapel die schöne Königstochter Magelone, die beiden lieben sich, müssen deshalb fliehen und werden getrennt.Verschlagen in das Land eines Sultans liebt Peter weiter Magelone trotz der Nachstellungen von dessen Tochter, zum Schluß gibt es dann ein „happy end“ Ohne Kenntnis der Handlung ist das Verständnis des Zusammenhangs der einzelnen Lieder schwierig - zu dieser Auffassung kam Brahms selbst - es bleibt sonst bei der abwechselnden Darstellung verschiedener Gemütsregungen.

Selten gelingt es, Erzählung und Lieder zusammen aufzuführen. Dafür müssen der Prosatext gesprochen werden und Sänger und Klavierbegleiter die Romanzen entsprechend einfügen, wobei Brahms nicht alle aus dem Text Tiecks vertont hat.

Dies gelang schon zum zweiten Mal seit der Wiedereröffnung in Europas ältestem freistehendem Konzertsaal, der Bagno-Konzertgalerie in Burgsteinfurt nahe Münster.. Waren es vor über zehn Jahre S. Berger, C. Prégardien und A. Staier gewesen, so bestritten jetzt die Aufführung aus Wien angereist die österreichische Schauspielerin Julia Stemberger , der Bariton Paul Armin Edelmann und als idealer Liedbegleiter der.Pianist Charles Spencer.

Als vor allem in Österreich auftretende Theaterschauspielerin und weit darüber hinaus als Filmschauspielerin beliebt trug Julia Stemberger die gekürzte Erzählung von Ludwig Tieck vor. Sehr textverständlich, deutlich artikulierend ohne Versprecher schaffte sie es, den manchmal etwas schwülstigen Text als ganz natürlich und spannend erlebbar werden zu lassen, was ihr im Laufe des Abends immer besser gelang. Je nach Bedeutung für die Handlung sprach sie schneller oder langsamer und variierte die Stimmfärbung bei im Text vorkommenden Dialogen, etwa zwischen Magelone und ihrer Amme. Sie mußte sich aber auf die Darstellung der äusseren Handlung beschränken, die verschiedenen durch die Handlung begründeten Gemütszustände schilderte die Musik..

Diese zeigte stimmlich Paul Armin Edelmann, der seine Karriere als Wiener Sängerknabe begann, dann erfolgreicher Opernsänger wurde und in letzter Zeit vermehrt als Oratorien- und Liedsänger auftritt. Ohne Mühe überstrahlte sein bestens fokussierter Bariton die volltönende Begleitung am Konzertflügel. Mit langem Atem gestaltete er ohne falsches Vibrato grosse Legatobögen, etwa im ersten Teil der dritten Romanze „Sind es Schmerzen“ oder zum Schluß choralartig „Treue Liebe dauert ewig“ “ Ritterlichen Stolz konnte er ebenso stimmlich ausdrücken wie verzweifelten Liebeskummer oder ganz verhalten erfüllte Liebe im Schlummerlied für Magelone „Ruhe Süßliebchen“

Erster unter Gleichen oder „Primus inter pares“ war Charles Spencer als Pianist, zuletzt im Bagno bewundert als Begleiter der Sopranistin Chen Reiss. Brahms schöpfte aus den vollen Möglichkeiten seiner zur Zeit der Entstehung der Lieder in den 1860-er Jahren erworbenen Kompositionstechnik für Klavier, besonders in der Harmonik – sind doch manche der Romanzen dadurch kleine Solo-Kantaten geworden. Deutlich erklang der Rhythmus des Reitens, arpeggiohaft die Nachahmung der Lautenklänge. Perfekt gelangen Akkordbrechungen von einer zur anderen Hand im Nachschlag, normale Achtel und Achteltriolen erklangen gleichzeitig exakt im Takt, Doppelgriff-Triolen und Sextensprünge bewiesen pianistisches Können. Fast impressionistisch klang p-synkopiert die Begleitung (mit Dämpfer) des Schlummerlieds, ganz im Gegensatz zu den raschen Sechzehnteln der „schäumenden Wellen“ oder dem punktierten Rhythmus „zart, heimlich“ beim Lied der Sultanstochter Sulima. Natürlich bemerkte man dieses pianistische Können vor allem in den Vor- und Zwischenspielen.

Obwohl sich „die schöne Magelone“ nicht der Beliebtheit anderer Liederzyklen, etwa von Schubert oder Schumann, erfreut, war der Saal voll besetzt. Das Publikum in der Konzertgalerie lauschte aufmerksam – kein Husten! - und applaudierte langanhaltend.

Sigi Brockmann 8. November 2015

Fotos Martin Fahlbusch

 

OPERNFREUND-CD-TIPP

 

 

 

 

 

 

Burgsteinfurt Bagno-Konzertgalerie

am 17. Januar 2015

BELCANTO ZU DRITT

Junge Stimmen in der alten Galerie

Im ältesten freistehenden Konzertsaal Europas hatten sich drei ganz junge Künstler von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover zu einem „Belcanto“ - Konzert zusammengefunden, zum einen Anna-Doris Capitelli, (Mezzo-)Sopran, Schülerin von Prof. Sabine Ritterbusch und kürzlich zu einem Konzert zusammen mit Juliane Banse eingeladen. Die männlichen Partien übernahm der französische Bariton Jean-Christophe Fillol, der u.a. den Nachwuchspreis beim Lions Wettbewerb des Opernfestival Gut Immling gewonnen hat. Beide wirkten schon bei Bühnenaufführungen mit. Begleitet wurden sie am Flügel von Volker Link.

Alle drei führten zusätzlich abwechselnd mit Erklärungen durch das fast ausschließlich italienisch gesungene Programm.

Begonnen wurde mit Arien aus Händels „Rinaldo“ und Arien und Duetten aus Opern Mozarts. Zum Schluß kamen solche dann aus Opern von Rossini. Dazwischen sangen sie abwechslungsreiche und unterhaltsame Lieder meist folkloristischen Ursprungs von Tosti, Bellini, Donizetti und Rossini, die Gemütslagen zwischen erfolgreicher und enttäuschter Liebe aber auch Naturereignisse zum Inhalt hatten. Dabei konnten sie ihre stimmliche Begabung zeigen, etwa Legato-Bögen des Bariton in Bellinis Notturno „Vaga Luna“, Legato auch mit hohen Spitzentönen für den Mezzosopran in dessen „Malinconia“ oder Koloraturen in Rossinis „Canzonetta spagnuola“, auf spanisch für seine geliebte Sängerin Isabella Colbran geschrieben. Vor der Pause teilten sie sich dann Donizettis „Me voglio fa`na casa“, um nicht nur von Plänen für ein neu zu bauendes Haus zu singen, sondern um nach der Pause auch in neuer Bekleidung zu erscheinen.

Aber Hauptbestandteil des Programms waren natürlich die Ausschnitte aus Opern. Da überzeugte gleich zu Beginn Jean-Christophe Fillol mit beweglichen kriegerischen Koloraturen in einer Arie des Argante aus Händels „Rinaldo“, worauf – ohne die   geht`s mit Händel ja nicht - Anna-Doris Capitelli in passendem legato und p mit „Lascia ch`io pianga“ aus derselben Oper folgte. Jugendlich fragend gelang ihr auch gut Cherubinos Canzone„Voi que sapete“ aus Mozarts „Figaro“ 

Szenisches Spiel deuteten beide an, als Frau Capitelli aus „Cosi fan tutte“ sich mit erregter Stimme   zuerst entschieden gegen Nachstellungen fremder Männer in „Smanie implacabile“ wehrte, um sich dann im Duett über die ausgetauschten Herzen „Il Coro vi dono“ von Herrn Fillol als Gugliemo mit u.a. exakt gesungenen punktierten Sechzehntel-Noten von diesem verführen zu lassen - „cosi fan tutte“ eben!

Höhepunkt des Abends waren zwei Arien aus Rossinis „Cenerentola“. Zunächst sang und spielte Herr Fillol überzeugend witzig aus der Szene des als Prinz verkleideten Dieners Dandini mit den beiden falschen Schwestern und dem Vater „Come un ape“ (Wie eine Biene) Es folge dann die höllisch schwere Schlußarie der Angelina aus dieser Oper grossen Stimmumfang und glitzernde Koloraturen erfordernd, von Frau Capitelli gekonnt dargeboten bis zu den exakt getroffenen für den kleinen Raum fast schon zu starken Spitzentönen. Als Abschluß für beide folgt dann noch das Duett „Dunque io son“ aus Rossinis „Barbiere“

Ganz grosses Lob gebührt dem Pianisten Volker Link für die exakte und einfühlsame Klavierbegleitung, besonders in den Opernszenen. Mußte er doch versuchen, etwa bei Händel Hörner und Trompeten kriegerisch nachzuahmen, ebenso zarte Holzbläser – Klänge bei Mozart und Streicher-Pizzicati bei Rossini.

Das Publikum in der ausverkauften Konzertgalerie erklatschte sich auch mit Bravos als Zugabe zunächst „La ci darem la mano“ aus Mozarts „Don Giovanni“, wo Herr Fillol nochmals seine stimmlichen Verführungskünste zeigen konnte und Frau Capitelli als Zerline zunächst stimmlich zögerte und widerstehen konnte, dann aber mit einem wunderschön gehauchten „Andiam“ nachgab. Als Rausschmeisser wiederholten sie dann Donizettis Lied vom Hausbau.

Sigi Brockmann 19. Januar 2015

Fotos Martin Fahlbusch

 

 

 

GALA ZU GLUCK 300

am 30. August 2014

Kammerorchester l'Arte del mondo

und Raffaela Milanesi aus „Tito“ und „Don Juan“

Zu den Opernkomponisten, die wegen eines runden Geburtstages in diesem Jahr häufig aufgeführt werden wie Richard Strauss, oder weniger häufig wie Eugen d'Albert, zählt auch Christoph Willibald Gluck, der vor 300 Jahren geboren wurde. Viele grosse und nicht so grosse Musiker bewunderten ihn vor allem wegen seiner Reformopern angefangen mit „Orfeo ed Euridice“, in denen Text und Musik gleichwertig behandelt werden sollten unter Verzicht auf überflüssiges „Virtuosenfutter“ für die Sänger. Bevor er die Opernreform umsetzte, hatte er bereits fast dreissig Opern, viele Pasticci und Ballette komponiert, darunter auf ein Libretto von Metastasio die Oper „La Clemenza di Tito“, auf denselben Text also, den auch Mozart später benutzte. Das Genie Mozarts und seines Textdichters Caterino Mazzolà fast vierzig Jahre nach Gluck zeigt sich darin, daß sie den langen Text Metastasios zusammenfaßten, um bei normaler Länge eine Oper mit abwechslungsreicher Musik, Ensembles und Chören zu gestalten. Gluck hingegen vertonte den gesamten Text als „opera seria“ abgesehen von einem kurzen Schlußchor nur in (Secco-) Rezitativen und (daCapo-) Arien, was zu einer Spieldauer von vier Stunden führt. Die neue Gesamtausgabe der Werke Glucks gab wohl auch Anlaß, daß das Orchester „L'Arte del mondo“ unter seinem Gründer und Leiter Werner Ehrhardt auf vier CD's eine Gesamtaufnahme der Oper einspielte.

Einen Eindruck davon vermittelte am vorigen Samstag ein Gala - Konzert zur Saisoneröffnung in der Bagno-Konzertgalerie in Burgsteinfurt mit eben diesem Orchester und der Sängerin des „Sesto“, Raffaella Milanesi. Es sei erinnert, daß dieser Sesto, angestiftet von seiner geliebten Vitellia, verspricht, Kaiser Tito zu töten, obwohl er dessen enger Vertrauter ist. Der Plan mißlingt und Sesto muß mit einem Todesurteil rechnen, bevor ihn Kaiser Tito begnadigt. Insofern ist in den fünf Arien des Sesto, die alle erklangen, der Inhalt der ganzen Oper nachzuvollziehen, wozu die jeweils einleitenden Erläuterungen von Dirigent Werner Ehrhardt sehr hilfreich waren. Die Mezzo-Partie des Sesto war bestimmt für den berühmten Kastraten Caffarelli. So gibt es einmal Arien im früheren Stil Glucks, vor allem die „Bravourarie“ „Fra Stupido“, die Sestos Gemütszustand zeigt, als er erfährt, daß Tito überlebt hat. Hier konnte die Sängerin temperamentvoll alle virtuosen Stimmkünste zeigen, blitzende Koloraturen bis in höchste Höhen, Tonleitern herauf und sehr tief herunter, brillante Triller, aber auch einen stimmlich ruhigeren Mitteilteil, das alles, um Sestos Verwirrtheit musikalisch darzustellen. Fast noch besser gelangen Raffaella Milanesi die für ihre wohlklingende Mittellage so passenden Arien, die Glucks spätere raffiniert instrumentierte „Natürlichkeit“ vorwegnehmen, wie die zweite „Parto, ma tu“ die Sestos bedingungslose Liebe zu Vitellia schildert, und ganz besonders die vierte schon zu Glucks Lebzeiten sehr berühmte Arie „Se mai senti spirarti“, die er später in „Iphigenie auf Tauris“ verwendete. Nach einer fast impressionistischen Orchestereinleitung fand die Sängerin ganz anrührenden Ausdruck, wie Sesto der Vitellia seine über den erwarteten Tod hinaus andauernde Liebe als „Lufthauch“ schildert. Perfektes Legato und ausdrucksvolles inniges piano bis in tiefe Lagen liessen diese Arie zum ergreifenden Höhepunkt des Abends werden. Obwohl Frau Milanesi im Gegensatz zu ihrem Repertoire zwischen Monteverdi und Donizetti die Partie nie auf der Bühne gesungen hat, unterstrich sie die den Gesang durch passende Gesten.

Meisterhaft war auch die Begleitung durch das Orchester. Schon mit der einleitenden Sinfonia – im Stil der Zeit in drei Sätzen schnell, langsam, schnell – wurde die zwischen rhythmischen Akzenten und ruhigeren Passagen wechselnde kontrastreiche Musik sehr gelungen hörbar..Das zeigten auch die zwischen den Arien aus „Tito“ gespielten Teile von Glucks Ballettmusik zu „Don Juan“, zu seinen Lebzeiten eines seiner beliebtesten Werke. Gluck gilt ja auch als Ballettreformer, dies ist das erste Ballett, das eine durchgehende Handlung erzählt. Hier konnten mehr noch als in der Oper Mitglieder des Orchesters solistisch glänzen, vor allem Holzbläser und die beiden Hörner.. Unter den verschiedenen Tänzen durfte natürlich das „Moderato“ nicht fehlen, das Mozart in „Figaros Hochzeit“ verwendet, hier in stampfendem Rhythmus gespielt. Furios mit schneidenden Akkorden und schrillen Dissonanzen fuhr Don Juan in die Hölle zur Musik, die später als „Furientanz“ in „Orpheus und Euridike“ berühmt wurde.

Der Beifall des Publikums schon nach der ersten Arie mit zweitem Hervorruf der Sängerin, mit Bravos vor der Pause und ganz langem Applaus – auch rhythmisch – zum Schluß zeigte, daß Glucks Musik auch im als stur verschrienen Westfalen sehr begeistern konnte. Dazu trug aber auch wie immer bei der so bewundernswert restaurierte zur Entstehungszeit der Musik passende älteste freistehende Konzertsaal Europas. Als Zugabe bedankte sich die Sängerin – fast konnte man damit rechnen – mit „Lascia la spina“ von Händel, nun ein Stück, das (fast) jeder im Publikum kannte.

Sigi Brockmann   1. September 2014

Fotos Josef Schwermann

 

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