DER OPERNFREUND - 51.Jahrgang
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FOLKWANG UNIVERSITÄT DER KÜNSTE

 (c) Heike Kandalowski
 

 

Die vier Grobiane

Premiere: 14.04.2022

Großer Beifall für Studenten

 

Für den Dezember 2021 geplant, mussten die Proben für die "Winter-Oper" an der Folkwang Universität der Künste aufgrund von Erkrankungen mehrerer Mitwirkender Ende November vorübergehend beendet werden. Am gestrigen Gründonnerstag fand nun die Premiere von "Die vier Grobiane" statt. Diese recht selten gespielte komische Oper in drei Akten von Ermanno Wolf-Ferrari auf der gleichnamigen Komödie von Carlo Goldoni wurde 1906 in München uraufgeführt und führt den Zuschauer nach Venedig um das Jahr 1800. Der reiche wie autoritäre Antiquitätenhändler Lunardo gönnt seiner Frau und Tochter keine Vergnügungen. Auch als er mit seinem Freund Maurizio beschließt, seine Tochter Lucieta mit Maurizios Sohn Filipeto verheiraten zu wollen, werden die beteiligten Personen nicht gefragt. Bei einem gemeinsamen abendlichen Mahl zu dem auch die Freunde Simon Maroelle und Cancian Tartufola samt Gattinen eingeladen sind, soll die Hochzeit verkündet werden. Da aber weder Filipeto noch Lucieta, die doch vorzeitig von der geplanten Vermählung erfährt, einen unbekannten Menschen heiraten wollen, organisiert Filipetos Tante Marina ein Treffen der beiden jungen Menschen. Kurz vor dem Abendessen treffen beide aufeinander und verlieben sich direkt ineinander. Als Lunardo allen anwesenden Gästen die Verlobung verkündet wird plötzlich Filipetos Anwesenheit entdeckt, woraufhin die vier Grobiane die Verlobung anullieren wollen. Doch sie haben das Spiel ohne ihre Frauen gemacht. Obwohl sie sich zunächst noch schwere Strafen für ihre ungehorsamen Frauen ausdenken, müssen sie schließlich erkennen, dass ein Leben ohne sie auch nicht das Wahre sei. So wird am Ende unter großer Rührung der Väter die Verlobung von Lucieta und Filipeto gefeiert.

Aus heutiger Sicht scheint diese Oper in der Ausgestaltung der Figuren regelrecht aus der Zeit gefallen zu sein. Dennoch schafft Georg Rootering mit seiner Inszenierung eine ganz unterhalsame Aufführung, die mit einfachen Mitteln und ein paar schönen Projektionen daher kommt. Darüber hinaus wird die Geschichte immer wieder nett durch zwei Tänzer und eine Tänzerin pantomimisch eingerahmt. „Es geht um diese verstaubten, grauen Herren, aber auch um den Kampf der Geschlechter - altbekannt und immer wieder schön“, so Rootering vor der Aufführung auf der Homepage der Folkwang Universität der Künste. Unter der musikalischen Leitung von Prof. Xaver Poncette spielen Musiker und Musikerinnen aus dem Studienprogramm Instrumentalausbildung mit großer Freunde, so dass aus dem mit über 40 Musikern besetzten Orchestergraben eine sehr fein abgestimmte Partitur erklingt.

Auch die Studierenden des Studiengangs Gesang / Musiktheater machen erneut eine gute Figur. Immer wieder zeigt sich, die hervorragende Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste. Besonders bleibende Eindruck hinterlässt John Lim als Antiquitätenhändler Lunardo mit einem kraftvollen und stimmlich schönen Bass. In den beiden weiblichen Hauptrollen wissen  Kejti Karaj als Lunardos zweite Frau sowie Jeanne Jansen als Lucieta zu gefallen. Besonders komisches Talent besitzt auch Bogil Kim, der einen herrlich naiven Filipeto verkörperte. In den weiteren Rollen waren zu sehen: Dashuai Jiao (Maurizio), Antonia Busse (Tante Marina), Ze Yan (Marinas Ehemann), Hyongjin Choi (Cancian), Jiajia Zhang (Cancians Ehefrau), Anton Levykin (Conte Riccardo, ein fremder Edelmann) und Jiaying Lin (Marinas junge Magd).

Das anwesende Premierenpublikum spendete großen Applaus für die jungen Künstler auf der Bühne und im Orchestergraben und zeigte sich nach rund 2 1/2 Stunden durchaus gut unterhalten. Weitere Aufführungen sind am 19.04., 21.04. und 23.04.22 jeweils um 19.30 Uhr geplant. Karten für alle Aufführungen gibt es zum Preis von 10 Euro (ermäßigt 5 Euro) telefonisch unter 0201 / 4903-231, per E-Mail über karten(at)folkwang-uni.de und sofern noch vorhanden an der Abendkasse.

Markus Lamers, 15.04.2022
Foto: © Franziska Götzen

 

 

Ob du wirklich richtig stehst

Aufführungen: 08./09.10.2021

Videostream aufgezeichnet am 10.10.2021, verfügbar seit 16.10.2021

Spielshow um einen Platz im Paradies

Seit mehreren Jahren ist es an der Folkwang Universität der Künste ein schöner Brauch, dass die Studierenden im Studiengang Musical eine Eigenarbeit erarbeiten und diese dem Publikum präsentieren. Der Jahrgang 2018 – 2022 entwickelte in den letzten Monaten das Stück „Ob du wirklich richtig stehst“, welches nun zu Beginn des vierten Studienjahres aufgeführt werden konnte. Im Sommer wäre dies auf Grund von coronabedingten Abstandsregeln noch nicht in der gewünschten Form vor Publikum im recht kleinen Pina-Bausch-Theater möglich gewesen. Bei dem gewählten Titel denkt man als inzwischen doch etwas älterer Kritiker gleich an die gute alte Spielshow „1, 2 oder 3“, bei der seinerzeit noch Michael Schanze die Fragen immer mit dem Spruch auflöste: „Ob du wirklich richtig stehst, siehst du, wenn das Licht angeht.“ Und ganz so falsch ist dieser Gedanke auch gar nicht, denn auch in diesem Musical findet eine Quizshow statt, bei der es einen Platz im Himmel zu gewinnen gibt. Ebenfalls sieht man bei dem Gedanken, dass der gewählte Titel eigentlich eine unfertige Aussage ist, welcher einer Ergänzung bedarf, um als vollständiger Satz zu gelten. So beschäftigen sich die Studenten in dem Stück unter anderem mit den Fragen „Wo komme ich her?“, „Wo stehe ich?“, „Wo gehe ich hin?“ oder ganz allgemein „Wer bin ich?“

 


In einer Art Intro findet eine „Reise nach Jerusalem“ statt, in der eine Person nach der anderen verliert und in die Hölle geschickt wird. Im Stream ist dieser Teil leider sehr dunkel geraten und je nach den Lichtverhältnissen zu Hause, kann man hier einige Vorgänge nur erahnen. Wer diese vier Minuten aber durchhält wird mit einem sehr sehenswerten Musical belohnt, denn gleich die Eröffnungsnummer ist ein gelungenes Ensemblestück, in dem alle sechs Studenten als Himmelsbewohner auftreten, denen es im Paradies recht gut zu gehen scheint. Genug Platz ist hier gegeben, denn immer mehr Menschen landen in der Hölle, die aus allen Nähten zu platzen droht. So macht sich der Teufel auf den Weg, um einen Deal auszuhandeln. In Zukunft sollen doch bitte wieder ein paar mehr Seelen den Weg durch die Himmelspforte nehmen. Aus dem Himmelreich kommt daher die Idee, dass man fünf Sünder gegeneinander antreten lässt, von denen der Gewinner in den Himmel aufgenommen wird. Präsentiert wird die Show durch den Quizmaster „Mr. What“, den Samuel Türksoy ganz wunderbar verkörpert. Wie er hier die Kandidaten zur Erheiterung der Massen bloßstellt und ständig Witze auf ihre Kosten macht, ist eine ganz wunderbare Persiflage auf bestehende Quizshows in der heutigen TV-Welt. Insbesondere im Spiel „Mr. What says“ läuft er zu Höchstform auf. Doch auch die fünf Kandidaten können überzeugen. Maja Dickmann verkörpert ein Escort-Mädchen, Louis Dietrich einen Obdachlosen, Samuel Franco einen cholerischen Tennisspieler, der seine Lebensgefährtin bei einem Stoß von der Treppe umgebracht hat, Yasmina Hempel die teilweise bemitleidenswerte Lisa, die es im Leben nie leicht hatte und Felix Rabas einen Dieb, der in einem gestohlenen Wagen zu Tode raste. Hierbei werden all ihre Taten, für die sie in der Hölle gelandet sind, geschickt in der Quizshow rausgearbeitet. Diesbezüglich ist die Story sehr clever geschrieben. Die Spiele der Quizshow werden von Runde zu Runde intensiver. Zu Beginn beginnt alles mit recht harmlosen Fragen, bei denen sich die Kandidaten für „ja“ oder „nein“ entscheiden sollen und hierbei auf die rechte oder linke Bühnenseite springen müssen. Eine weitere lustige Anlehnung an das eingangs genannte Kinderquiz. Während auch hier schon die ersten Gemeinheiten des Quizmasters gesetzt werden, müssen sich die Kandidaten im dritten Spiel gegeneinander ausspielen. Die Lektion hier am Ende: Wer sich für die Gruppe opfert verliert. In der Finalrunde der letzten beiden verbliebenen Kandidaten geht es dann um Leben und Tod. Es bedarf keiner großer Erklärungen, eine Henkersschlinge wird in die Mitte gelegt, mit dem Hinweis, dass es nur einen Sieger geben kann. Doch kann sich für einen Mörder wirklich die Himmelstüre öffnen? So endet der Abend nach sehr sehenswerten 60 Minuten ähnlich wie er begonnen hat, denn alle laufen im Dunkeln im Kreis um ein paar Stühle.

 


Neben der gelungenen Darbietungen der sechs Studenten ist auch noch die passende Musik von André Weisse zu nennen, der es schafft, stets genau die richtigen Töne zu treffen, so dass Darbietung und Musik zu einer gelungenen Einheit verschmelzen. Gespielt wird die Musik von der siebenköpfigen Band, die wie einer Quizshow der frühen Jahre rechts und links der Showtreppe auf der Bühne platziert wurde. Alles in allem ist dieses Werk ein ebenso anspruchsvolles wie auch unterhaltsames Musical, welches ohne großen Bombast ganz wunderbar auf den Zuschauer einwirkt. Großer Beifall für alle Beteiligten.

 

Zu sehen ist die Aufzeichnung aktuell noch über die Homepage http://obduwirklichrichtigstehst.de/.

 

Markus Lamers, 31.10.2021
Fotos: © Folkwang Universität der Künste


 

Studiengang Musical – Abschlussprüfung Gesang 2021

Im April 2020 fiel bereits das einstudierte Musical „Grand Hotel“ dem Corona-Lockdown zum Opfer, so dass sich der letztjährige Abschlussjahrgang leider nicht wie üblich einer breiten Öffentlichkeit präsentieren konnte. Seitdem hält das Virus die Welt und somit auch den gesamten Kultursektor fest im Griff. Entsprechend musste nun auch das Programm der Bachelor-Abschlüsse Gesang 2021 des vierten Studienjahrgangs ins Internet „verlegt“ werden. In einer Online-Präsentation sangen, tanzten und spielten die sechs Studierenden am 13. Februar 2021 erstmalig in einem öffentlichen Livestream via YouTube für die zwischenzeitlich über 830 Zuschauer des Livestreams.

Im ersten Teil des gut zweistündigen Programmes präsentierte sich jeder Absolvent mit drei ausgewählten Songs, begleitet wurden die einzelnen Stücke überwiegend von Prof. Patricia Martin am Piano. Aber auch Keyboard, Gitarre, Reeds, Bass und Schlagzeug begleiteten den eindrucksvollen Abend. Den Beginn machte Sophia Riedl mit der „Reise durch die Zeit“ aus dem Musical „Anastasia“. Beim Stück „Sagts nicht Mama“ aus „Cabaret“ konnte sie dann auch ihre schauspielerischen Qualitäten zeigen, bevor „Wenn die Geige sang“ aus „Doktor Schiwago“ den ersten Block sehr schön abschloss, da Sophia Riedl hier neben dem Gesang auch noch die Geige selber spielte. Allgemein waren die Stücke so gewählt, dass im ersten Lied der Gesang im Mittelpunkt stand, im zweiten Werk das Schauspiel dazu kam und ein dritter Song dann die jeweiligen Qualitäten der darbietenden Künstler nochmal besonders hervorhob. So auch bei Michael Berres, der mit dem eher unbekannten Stück „Sibella“ aus „A Gentleman´s Guide to Love and Murder“ sowie „Lass mich nicht geh´n“ aus „Shrek“ und „Fremder“ aus „Big Fish“ überzeugen konnte. Bei „Fremder“ fiel insbesondere die glaubhafte Spielweise und das Zusammenspiel mit der Kamera positiv auf. Myriam Akhoundov zeigte gleich zu Beginn mit „Frau“ aus dem leider nur sehr selten gespielten Musical „The Pirate Queen“ von Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil die starke emanzipierte Frau. Mit „Hit me with a hot note“ aus der Duke-Ellington-Revue „Sophisticated Ladies“ wurde ein eher klassisches Broadway-Stück gewählt, welches sehr gut zur Stimme von Myriam Akhoundov passte. Den Abschluss ihres Parts übernahm „Ruhig“ aus Lin-Manuel Mirandas „In The Heigts“, allerdings war die Darbietung aller drei Stücke dank der guten tänzerischen Fähigkeiten alles andere als ruhig.

 

Stimmlich gewaltig und absolut mitreißend eröffnete Frank-Leon Petzold mit „Heaven on their Minds“ aus „Jesus Christ Superstar“ seinen Block. Es folgte ein kleiner Exkurs, weg vom Musical hin zum Musik-Kabarett in Form der bekannten Nummer „Ja, Schatz!“ von Bodo Wartke, die hier sehr komödiantisch aufgeführt wurde. In der Schlussnummer „Was ich mit Liebe soll“ aus dem Musical „Thoroughly Modern Millie“ stellte Frank-Leon Petzold zudem seine Stärken im Stepptanz unter Beweis. Auch Zoe Staubli eröffnete ihr kleines Programm gesanglich sehr stark mit „Milady ist zurück“ aus dem Musical „Die 3 Musketiere“. Ihr vielfältiges Talent stellte sie anschließend mit den gänzlich anderen Stücken „Twenty Four Hours of Lovin“ aus „The Best Little Whorehouse in Texas“ sowie „Burn“ aus dem derzeit vielleicht angesagtesten Musical „Hamilton“ unter Beweis. Lukas Mayer wählte zu Beginn das bekannte „This is the Moment“ aus Frank Wildhorns „Jekyll and Hyde“. Sicherlich keine leichte Aufgabe, die er allerdings bravourös bestand, nicht nur wegen des perfekt getroffenen Schlusstons. In „Ich hab geweint heut Nacht“ stand ihm im Spiel mit der leeren Weinflasche die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Den Abschluss bildete mit „You´ll be back“ erneut ein Stück aus „Hamilton“ bei dem dann vor der kurzen Umbaupause auch alle sechs Darsteller/innen noch einmal gemeinsam auf der Bühne standen.

 

Nach der Pause folgten noch sechs weitere Highlights des Abends, denn in kurzen szenischen Darbietungen konnten die Studenten noch einmal in der Kombination von Gesang, Tanz und Schauspiel zeigen, welchen hervorragenden Abschlussjahrgang die Folkwang Universität der Künste einmal mehr ausgebildet hat. Unter der szenischen Leitung von Prof. Gil Mehmert zeigte Sophia Riedl eine ganz wunderbare Collage aus „My Fair Lady“. Michael Berres präsentierte anschließend ein überzeugendes „Ich wär so gern ein Producer“ aus Mel Brooks Hitmusical „The Producers“. In einer Collage mit Werken aus „AIDA“ von Elton John und Tim Rice zeigte Myriam Akhoundov einmal mehr ihr Gesangstalent. Auch die Darbietungen von Frank-Leon Petzold aus dem Musical „The Life“ und Zoe Staubli aus „Meangirls“ konnten vollständig überzeugen. Mit einer ganz besonders bezaubernden Collage aus „On the Town“ von Leonard Bernstein rundete Lukas Mayer den Abend passend ab. Hier, wie auch in einigen Präsentationen zuvor, nahmen auch die jeweils anderen Studenten an den kleinen szenischen Darbietungen teil, so dass auch am Ende des zweiten Teils wieder alle sechs Darsteller/innen gemeinsam auf der Bühne standen, um den leider nur virtuell eingespielten Schlussapplaus in Empfang nehmen zu dürfen. Zu hoffen ist, dass im Laufe der jeweiligen Karriere noch sehr viele richtige Schlussapplaus-Auftritte folgen werden, denn alle sechs haben mit dieser Präsentation bewiesen, dass man sich die Namen merken sollte.

 

Aktuell ist Abschlusspräsentation noch über die Homepage der Folkwang Universität abrufbar, für alle die sich hier ein eigenes Bild machen wollen oder in Zeiten des Corona-Virus auch einfach mal für zwei Stunden der Musik lauschen möchte.

Markus Lamers, 16.02.2021
Fotos: © Felix Rabas

 

nichts gelernt.

Pina Bausch Theater, Essen am 21.02.2020

Folkwang Studierende präsentieren Musical Eigenarbeit

Das sich die Qualität der Folkwang Universität der Künste inzwischen herumgesprochen hat, zeigte sich am 20. und 21. Februar einmal mehr. Die interessierte Öffentlichkeit war herzlich eingeladen, sich die Eigenarbeit des 3. Jahrgangs Musical bei freiem Eintritt im kleinen Pina Bausch Theater am Campus Essen-Werden anzuschauen. Und davon machte sie regen Gebrauch. So konnten dem Vernehmen nach am Premierentag viele Zuschauer nicht in den Saal gelassen werden, da dieser bis auf den letzten Platz gefüllt war. Auch einen Tag später am 21. Februar war der Zuschauerandrang größer als verfügbare Plätze vorhanden waren. Vielleicht sollte man hier im kommenden Jahr auf Zählkarten oder einen kleinen symbolischen Eintritt zur Förderung der Ausbildung zurückgreifen, damit hier kein Besucher die Fahrt umsonst auf sich nimmt.
 


Gelohnt hat sich die Anfahrt nämlich auf jeden Fall. Die Studierenden Zoe Staubli, Sophia Riedl, Frank-Leon Petzold, Lukas Mayer, Michael Berres und Myriam Akhoundov haben gemeinsam das Stück „nichts gelernt.“ entwickelt, vom Text bis zur Inszenierung. Hierbei schufen sie eine Welt, in der ein System die Rechtfertigung für eine ganze Gesellschaft ist. Ein System, das von einer scheinbaren Witzfigur kontrolliert wird und dessen „High Society“ sich auf den roten Teppichen dieser Welt in Glanz und Glamour sonnt, während die meisten Menschen der Gesellschaft am Abgrund stehen und beginnen sich gegen das System zu stellen. Vielleicht eine etwas zu ehrgeizige Geschichte, um diese in gut 35 Minuten zu erzählen. Was aber von diesem Abend hängen bleibt, sind die gesanglichen Darbietungen der sechs Darsteller, die allesamt ganz hervorragend sind, sowohl bei den etwas rockigeren Stücken wie auch beim etwas ruhigeren Synchrongesang. Tänzerisch sticht zudem Lukas Mayer etwas aus der Gruppe hervor. Die gelungene Musik samt Arrangements stammte von Joe Schmitz vom Studiengang Jazz. Zudem leitet er die fünfköpfige Band die zudem aus Jona Hahn (Keyboard), Todor Manjlovic (Gitarre), Servet Isik (Bass) und Benjamin Hoffmann (Schlagzeug) besteht. Zudem schuf Roya Bockhorst vom Studiengang Kommunikationsdesign eine passende Projektion eines Clowns als eine Art Regierungschef, der der Bevölkerung die Zunge rausstreckt, die in diesem Moment als roter Teppich unter der Leinwand hindurch abgerollt wird. Eine gute Idee, dieser kurzen Präsentation.
 


Es wird interessant zu beobachten sein, wie diese jungen Talente weiter Ihren Weg im Musiktheater gehen werden. Für diese gelungene Eigenarbeit auf jeden Fall erst einmal herzliche Glückwünsche, denn hier passte Gesang und Choreographie schon sehr gut zusammen. Da kann man über das etwas schwächere Buch gerne hinwegsehen, was bei einem solchen Projekt auch nicht im Mittelpunkt stehen sollte. An dieser Stelle sei auch noch kurz auf das diesjährige Abschlussprojekt des Studiengangs Musical verwiesen, denn auch hier werden die Studierenden des dritten Jahrgangs voraussichtlich wieder involviert sein. Am 18. April 2020 findet in der neuen Aula die Premiere des Musicals „Grand Hotel“ von Robert Wright, George Forrest und Maury Yeston statt, welches auf dem Roman „Menschen im Hotel“ von Vicki Baum basiert. Weitere Aufführungen sind vom 20. bis 24. April 2020 geplant.

Markus Lamers, 29.02.2020

Fotos © Felix Rabas

 

 

Knockin‘ on Heaven’s Door

Folgwang Studenten überzeugen mit Musical-Tryout am 22.6.2018

 

Im Jahr 1997 gelang Regisseur Thomas Jahn mit Knockin‘ on Heaven’s Door ein von Publikum und Preisjurys gleichermaßen gut angenommener Kinofilm. Til Schweiger, Jan Josef Liefers, Moritz Bleibtreu und andere unterhielten nicht nur über 3,7 Millionen Kinobesucher, der Film gewann auch den deutschen Filmpreis, die Goldene Leinwand und einige andere Preise mehr. Gut 20 Jahre später erblickt nun eine Musicalversion das Licht der Welt. Der Studiengang Musical an der Essener Folkwang Universität der Künste präsentiert in lieber Gewohnheit zum Ende jedes Abschlussjahrgangs eine große Ensemble-Produktion, die zuletzt immer wieder die hohe Qualität des Hauses bestätigten.

In diesem Jahr hat man sich in einer Try-Out Premiere in Zusammenarbeit mit dem Häbse-Theater in Basel dem Stoff aus eben jenem Film gewidmet. Hierbei geht es um die beiden tödlich erkrankten Martin Brest und Rudi Wurlitzer, die sich im Krankenhaus kennenlernen nachdem sie erfahren haben, dass Sie beide nur noch wenige Tage zu leben haben. Nach dem Konsum einer Flasche Tequila auf der „Abnippelstation“ überzeugt der etwas stürmische Martin Brest den doch eher in sich geehrten Rudi Wurlitzer, dass er vor seinem Tod unbedingt nochmal das Meer sehen muss, da Rudi noch nie dort war und man sich im Himmel ständig davon erzählt, wie schön es am Meer sei. Sollten Sie nun also nicht zusammen aufbrechen, könne er später im Himmel gar nicht mitreden. Gesagt, getan. Also klauen die beiden kurzerhand ausgerechnet den Wagen der etwas tölpeligen Kleinganoven Henk und Abdul. Damit nicht genug, in diesem Wagen befindet sich eine Million Euro, die Gangsterboss Frankie (im Musical im Gegensatz zum Film als Damenrolle angelegt) im Kofferraum deponiert hatte. Es beginnt eine wilde Verfolgungsjagd, in der sich auch noch die Polizei einschaltet. Doch egal welche Hindernisse sich auch ergeben, Rudi und Martin wollen ans Meer und die Zeit läuft unerbittlich.

Die Musik und die Songs des Musicals stammen von Echo-Gewinner Alex Geringas, der u. a. schon für Kelly Clarkson und Christina Stürmer komponierte und Joachim Schlüter der mit Liedern für Echt und Ina Müller ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt ist. Es verwundert daher auch nicht, dass die deutschsprachigen Lieder sehr pop-lastig daherkommen, was sich für dieses Stück sehr anbietet. Zwar bleibt kein Lied als echter Ohrwurm im Kopf, doch das Gesamtprodukt ist sehr stimmig. Insbesondere das Lied „Bleib locker“ zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk. Das Buch stammt aus der Feder von Grimme-Preisträger Chris Silber (u. a. auch Goodbye Lenin) und Gil Mehmert, letzterer führt auch als langjähriger Professor im Studiengang Musical an der Folkwang Universität der Künste die Regie bei dieser Musical-Adaption. Hierbei zeigt er einmal mehr, wie man aus sehr, sehr wenigen Requisiten und sehr begrenzten Möglichkeiten ganz großes Theater machen kann. Dazu braucht es nicht viel mehr als eine kleine Leinwand, ein paar Hocker und ein hervorragend ausgebildetes Darsteller- Ensemble. So kommt das Bühnenbild von Britta Tönne mit eben diesen wenigen Requisiten gut aus. Stattdessen übernehmen drei Darstellerinnen den Part des Fluchtautos, was zudem auch Spielraum für einige sehr nette Choreographien von Yara Hassan lässt. Netter Nebeneffekt, die Darstellerinnen werden immer wieder als Background-Stimmen eingesetzt.

Wie üblich übernehmen die künftigen Absolventen/innen die Hauptrollen im Stück, ergänzt durch die Studierenden des 3. Jahrgangs. Florian Minnerop (Martin Brest) und Tomas Stitilis (Rudi Wurlitzer) verkörpern die beiden Todgeweihten mit viel Einfühlungsvermögen in die Rollen, gesanglich zudem sehr stark. Highlight der Produktion vielleicht die Szene, in der Martin einen Anfall erleidet und der ansonsten doch eher in sich gewandte Rudi eine Apotheke überfällt um die notwendigen Medikamente zu besorgen. Eindrucksvoll dargeboten und bleibende Erinnerung bei diesem Stück. Pascal Cremer verleiht dem Gangster Henk einen sympathischen niederländischen Akzent und Alejandro Nicolás Firlei Fernández aus dem dritten Lehrjahr hat als geistig nicht so sehr gut ausgestatteter Abdul die meisten Lacher des Abends auf seiner Seite. Wie bereits eingangs erwähnt wurde aus dem Gangsterboss Frankie nun Francesca, die mit Ihrem Samurai-Schwert gleich zu Beginn den Ex-Boss der beiden Kleinganoven umbringt und sich auch sonst nicht zimperlich zeigt. Umso mehr bleibt als einer der wenigen Kritikpunkte am Musical, die doch allzu schnell gehende Wandlung des Charakters zum Ende hin, das wirkte dann doch etwas arg konstruiert. Dafür sticht Charlotte Katzer in dieser Rolle gesanglich heraus, hat sie mit „Das kann nur der Himmel sein“ aber auch einen sehr schönen Song zu interpretieren. Ester Conter hat von den Absolventen/innen die undankbarste Aufgabe bekommen. Die Rolle des Maitre in einem französischen Restaurant ist leider relativ beliebig und vielleicht auch die überflüssigste Szene im gesamten Stück, auch der Song „Menue de Reve“ ist leider der musikalische Tiefpunkt des Werkes. Zum Glück darf sie dann später in der Rolle der Mutter von Martin mit „Weißt du noch“ zeigen, dass der schwache erste Auftritt absolut nicht an Ihr lag, sondern der Rolle und dem Buch geschuldet war. Auch die weiteren 5 Studierenden des 3. Jahrgangs spielten überzeugend, namentlich waren dies Lara Hofmann, Jessica Trocha, Aline Bucher, Nico Hartwig und Florian Sigmund.

Die Band unter der Leitung von Rupert Schnitzler spielt die Songs souverän und poppig. Hier haben im Vorfeld auch Patricia Martin (Musikalische Leitung) und Jürgen Grimm (Musical Supervisor) gute Arbeit abgeliefert. Alles in allem zeigte dieser Abend erneut, dass man bei Veranstaltungen an der Folkwang Universität der Künste immer wieder hervorragende Arbeiten zu sehen bekommt, deren Besuch sich auch in anderen Bereichen immer wieder lohnt. Hierfür nimmt man dann eben auch mal die wirklich viel zu enge Bestuhlung im kleinen Pina Bausch Theater gerne in Kauf.
 

Markus Lamers, 24.06.2018

Copyright von Elsa Wehmeier

 

 

 

Premiere am 4.04.2017 (Tryout-Premiere)

Trailer 1

Trailer 2

Trailer 3

Brandneues interessantes Musical

Die Folkwang Universität der Künste feiert im Jahr 2017 ihr 90jähriges Bestehen. Ein ganz besonderes Highlight im Festprogramm ist aktuell eine Tryout-Premiere des neuen Musicals „Goethe! – Auf Leben und Tod“ in Zusammenarbeit mit Stage Entertainment und Senator Film/Warner Bros. Das Musical basiert lose auf dem erfolgreichen Kinofilm über die Jugendjahre des großen deutschen Dichters aus dem Jahre 2010 und erzählt die Geschichte von Johann Wolfgang Goethe, der von seinem Vater zum Studium der Rechtswissenschaften nach Wetzlar geschickt wird und sich dort in die junge Charlotte Buff verliebt. Hierbei steht im allerdings sein Vorgesetzter Kestner im Wege, der ebenfalls ein Auge auf Lotte geworfen hat und auch vor einer üblen Intrige nicht zurück schreckt um seinen Nebenbuhler loszuwerden.

Die unglückliche Liebesgeschichte, sowie den Freitod seines Freundes Wilhelm Jerusalem verarbeitet Goethe schließlich in „Die Leiden des jungen Werthers“. Hierbei mischt das Musical geschickt historische Fakten, Auszüge aus besagtem Briefroman und reine Fiktion zu einem kurzweiligen Abend, der unterhält und den Zuschauer gleichzeitig mitnimmt auf eine Reise in Goethes Jugendjahre. Diese ist historisch betrachtet sicherlich nicht immer ganz korrekt, aber wie heißt es im Werk so schön auf die Frage des Verlegers ob das Werther-Manuskript tatsächlich der Wahrheit entspräche: „Es ist mehr als Wahrheit, es ist Dichtung.“

Entstanden ist dieses Musical während der Umsetzung zu „Das Wunder von Bern“ in Hamburg vom nahezu identischen Kreativteam. Auf der Suche nach neuen Stoffen für die große Musicalbühne wurde zu Recht, das Leben des wohl bekanntesten deutschen Dichters als sehr geeignet angesehen. Unter anderem durch Umstrukturierungen im Hause Stage Entertainment verschwand das Werk dann in der Schublade, wo es nun wieder herausgeholt wurde, um es erstmals dem Publikum zu präsentieren. Wie auch beim Wunder schrieb Martin Lingnau die Musik, die vielleicht sogar zu seinem besten Werk wurde. Die Musik orientiert sich durchaus an aktueller Popmusik, liefert aber des Öfteren große und großartige Klangbögen. Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang „Es lebe das Leben“, vielleicht ein Kandidat für den besten neuen Musicalsong der letzten Jahre. Sehr stark auch „Carpe Diem“ bei dem das Ensemble erneut gut zur Geltung kommt oder das Duett „Die Leiden des jungen Werther“ zwischen Goethe und Lotte. Einziges Manko vielleicht, ein echter Ohrwurmsong will nicht so recht hängen bleiben, aber vielleicht muss dies ja auch gar nicht sein.

Die Liedtexte stammen von Frank Ramond, Buch und Regie übernahm Gil Mehmert, der an der Folkwang auch als Professor im Studiengang Musial lehrt und hier erneut beweist, warum er zu den besten Regisseuren im Musicalbereich zählt. Besonders der zweite Akt liefert eindrucksvolle Bilder auf der recht kleinen Bühne in der Neuen Aula der Universität. Wie sagte Mehmert so treffend in einer kurzen Ansprache vor der Premiere, man habe das Werk mit den bescheidenen Mitteln die der Folkwang zur Verfügung stehen auf die Bühne gebracht, diese aber unter großem Einsatz bis an Ihre Grenzen komplett ausgereizt. Szenen wie das überdimensionale Brautkleid von Lotte, auf dem der Text des Werther projiziert wird, während Goethe das Werk in einer anderen Ecke der Bühne schreibt oder die Verführung durch Mephisto in „Welcome to the Show“ zeigen welches riesige Potential in dem Stück schlummert (Ausstattung: Eva-Maria van Acker / Maria Wolgast).

Sehr gelungen auch das Finale des 1. Aktes bei dem im Titel „Jagt auf das Reh“ zwischen der Wildjagt und das Werben um die Angebetete geschickte Parallelen gezogen werden. Sehr schön auch die Klammer um das Gesamtwerk, welche Anfang und Ende des Stückes verbindet. So beginnt das Musical mit Lotte, die einem Verleger das Manuskript der „Leiden des jungen Werthers“ anbietet, gefolgt von der Ensemblenummer „Goethe?“ wo die Frage aufgeworfen wird wer überhaupt dieser Herr Goethe ist. Im Verlauf der folgenden 2 ½ Stunden nimmt die bereits eingangs erwähnte Handlung ihren Lauf, bevor am Ende das Ensemble mit „Goethe!“ den ersten großen Erfolg des Dichters feiert, die Veröffentlichung eben jenes Briefromans.

Auf der Bühne stehen nahezu alle Studierenden des Studiengangs Musical der Universität, ergänzt um einige etablierte Musicaldarsteller. Gleichzeitig ist „Goethe! – Auf Liebe und Tod“ auch die Abschlusspräsentation des aktuellen Jahrgangs. Bleibenden Eindruck hinterlassen auf jeden Fall Florian Minnerop als Wilhelm Jerusalem, Anneke Brunekreeft als Margarethe, Marvin Schütt als Kestner und Sarah Wilken als Anne. Lina Gerlitz hatte bei der Premiere eine eher kleinere Rolle, steht allerdings in weiteren Vorstellungen auch als Lotte auf der Bühne. Auch die weiteren Darsteller beweisen einmal mehr, dass man sich um talentierten Nachwuchs keine Sorgen machen muss.

 

Als Goethe brilliert der erfahrene Musicaldarsteller Phillip Büttner und Sabrina Weckerlin beweist mit ihrer unverwechselbaren Stimme einmal mehr, dass sie mit den richtigen Liedern Gänsehautmomente wie kaum eine andere Darstellerin erzeugen kann. Als weitere namhafte Gäste konnten Daniel Berger und

Mark Weigel als die jeweiligen Väter der Hauptdarsteller gewonnen werden.

 

Studierende des Jazz und der Instrumentalausbildung sorgten unter der musikalischen Leitung von Patricia Martin für einen tollen Klang bei der ersten öffentlichen Vorführung des Werkes. Es bleibt zu hoffen, dass diese Aufführung ein weiterer Schritt war, das Werk entsprechend weiter zu entwickeln, denn hier könnte in Essen ein ganz großer Musicalhit das Licht der Welt erblickt haben. Potential für große Bühnen ist hier zweifelsfrei gegeben. In Essen ist das Stück noch bis zum 20. April 2017 zu sehen, Den Abschluss des Folkwang-Festjahres bildet Anfang Dezember im Übrigen die Aufführung von Purcell´s „The Fairy Queen“, einen Termin den sich alle Opernfreunde durchaus ebenfalls merken sollten.
 

Markus Lamers, 05.04.2017

Fotos © Elsa Wehmeier

 

 

 

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